Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Puhdys: Live At Rockpalast 1996 (Review)

Artist:

Puhdys

Puhdys: Live At Rockpalast 1996
Album:

Live At Rockpalast 1996

Medium: CD+DVD
Stil:

DDR-Kult-Rock

Label: MIG music
Spieldauer: CD – 34:25 / DVD – 42:34
Erschienen: 25.10.2024
Website: [Link]

„Die Obrigen der kleinen DDR fanden es freilich knorke, mit den PUHDYS eine ihrer wenigen Rock-Exporte zu haben, weshalb mitunter von einer 'Staatsband' gesprochen wurde. Doch diese Mär kann gerne auch hier geklärt werden: Spielte nicht jeder Ostrocker in einer Staatsband, wenn es eben nur staatliche Institutionen, Medien und Label (ja, Einzahl, es gab für U-Musik nur AMIGA) und kaum private Veranstalter gab?“ (Christian Hentschel im achtseitigen Booklet zu „Live At Rockpalast 1996“)

Dass die PUHDYS – eine schonungslos geliebt wie gehasste Vorzeige-Band der ehemaligen DDR, die sich selten nur gegen den Sturm stellte, sondern lieber mit dem Strom schon früh mit politbüroischer (Bitte auf keinen Fall mit 'heroischer' verwechseln!) Duldung auch Richtung Westen schwamm – ein entscheidendes Kapitel der (gesamt)deutschen Rockgeschichte mitschrieb, steht außer Frage. So sammelte man Fans in Ost wie West, auch weil die Herren Birr, Meyer, Hertrampf und Scharfschwerdt eben musikalisch eigentlich immer am Puls der Zeit und sich dabei kaum für etwas zu schade waren, egal, ob sie der Neuen Deutschen Welle computerverliebt huldigten oder gemeinsam mit RAMMSTEIN Songs aufnahmen sowie Sport-Vereinshymnen komponierten und trällerten und natürlich immer die Fahne des 'typischen' Ostrocks hochhielten. Besonders wichtig war hierbei zugleich, dass die Jungs dabei im Grunde nie den Boden unter den Füßen verloren und immer ganz nah an ihren Fans blieben – und denen unweigerlich bereits zu DDR-Zeiten im Jahr 1984 das Versprechen gaben: „Es ist keine Ente: Wir spielen bis zur Rockerrente!“


Eine Rente, die sie dann nach ihrem letzten offiziellen Konzert in Berlin im Jahr 2016 gut 32 Jahre nach diesem Versprechen endgültig antraten, selbst wenn ein DIETER BIRR aka 'Maschine' beispielsweise mit über 80 Jahren noch immer ungeheuer musikaktiv ist und gehörig auf die Pauke haut, indem er beispielsweise mit „Mein Weg“ klar anzeigt, wohin bis heute seine unverrentete Rocker-Reise weitergehen soll.

Live At Rockpalast 1996“ weckt wiederum Erinnerungen: Wirklich (oder leider) nur ein Kurzauftritt, da hier mehrere Bands aus dem Osten im Rahmen der Rockpalast-Reihe präsentiert wurden. Der Konzertstart beginnt gleich mit einem Zeichen von Maschine an den Tontechniker, da das Mikro nicht laut genug ist – und schwupps hört man seinen knarzigen Gesang sofort laut genug (fast etwas zu laut, da er deutlich die Instrumente übertönt). So sind sofort alle vereint: Band, Techniker und das begeisterte Publikum. Und das wird bis zum Konzertende so bleiben.

Von Anfang bis Ende werden die PUHDYS ordentlich vom Publikum abgefeiert – und da ihnen nur eine gute halbe Stunde Spielzeit zur Verfügung steht, holen sie gleich nach ihrem knackigen Opener „Kühle Lady“ (Kluge Entscheidung!) ihre ganzen Klassiker von „Wenn ein Mensch lebt“ bis „Lebenszeit“ und „Alt wie ein Baum“ heraus, wobei sie natürlich auch an den DDR-Kultklassiker-Film „Die Legende von Paul und Paula“ erinnern, der zu ihrer außergewöhnlichen Berühmtheit in der DDR beitrug, da einige Songs von ihnen darin eine maßgebliche Rolle spielten.


Spezieller Bonus der DVD ist ein gut acht Minuten langes Interview (geführt von WDR-Rockpalast-Moderator Alan Bangs und dem ehemaligen elf99-Moderator Ingo Dubinski), in der die PUHDYS kurz ihre Geschichte in Ost wie West umreißen und natürlich – wie von ihnen gewohnt – dabei viel Sinn für Humor beweisen. Auch erfahren wir, warum ihnen in der DDR das Glück so hold war und sie als Reisekader-Rocker das nichtsozialistische Ausland unsicher machen durften, während eben eine Vielzahl der nicht ganz so linientreuen DDR-Bands nur in die Röhre gucken, aber nicht die Mauer durchschreiten durften. Nur darum bezeichnete man die Jungs im Grunde als 'Staatsband' und nicht weil sie wie viele andere auch in der DDR bei AMIGA oder im Rundfunk ihre Musik gezwungenermaßen nach Zensur-Vorgaben produzierten, welche die einen geschickter angepasst (PUHDYS), die anderen ungeschickter oder komplett mutig-uneinsichtig (RENFT) zu umgehen versuchten.

Live At Rockpalast 1996“ ist schlussendlich im besten Sinne die Antwort auf das geworden, was die PUHDYS mitten in ihrem 1996er-Rockpalast-Konzert mit dem Song bzw. der Frage „Was bleibt“ aufwerfen: „Mauern werden aufgebaut, Mauern stürzen ein, / doch sie können manchen auch erschlagen. / Wenn das Eis zu tau'n beginnt / bricht man auch schneller ein. / Doch die ersten Schritte muss man wagen. // Was bleibt, was uns bleibt / Sind Freunde im Leben...“
Die PUHDYS und ihre Musik jedenfalls bleiben...
… auch wenn sie sich seit 2016 tatsächlich in ihre wohlverdiente „Rockerrente“ begeben haben!


FAZIT: Wer in seiner Lebenszeit aus musikalischer Sicht etwas verpasst hat, der wird wohl in West wie Ost noch nie den Kultrock-Klassiker-Song „Lebenszeit“ von den PUHDYS gehört haben. Und wer die bekannteste und erfolgreichste ostdeutsche Band (noch immer) nicht kennt, der muss entweder „Alt wie ein Baum“ sein oder hat sich definitiv seine „Rockerrente“ nicht verdient! Und egal aus welcher Perspektive man dies betrachtet, mit „Live At Rockpalast 1996“, einem DVD+CD-Doppeldecker im dreiflügeligen Digipak samt informativem achtseitigen Digipak (Text: Christian Hentschel), hochwertig herausgegeben von MIG music, darf man dies nun in Ton und Bild nachholen – oder weiterhin seiner unverrückbaren PUHDYS-Leidenschaft huldigen, so wie es Christian Hentschel im achtseitigen Booklet feststellt: „Nichtsdestotrotz heizten die PUHDYS wie keine zweite Band an diesem Abend (16. Mai 1996) den Fans ordentlich ein.“
Da hätten selbst die vielbesungenen 'Heizer' eines UDO LINDENBERG, mit dem die PUHDYS natürlich auch schon gemeinsam auftraten, kaum eine Chance gehabt – selbst wenn der Udo gerade in unserer sinnlos auf woke getrimmten Gesellschaft nicht um seine Heizer, sondern seinen Oberindianer (Erich Honecker) kämpfen muss, dem er mit dem 'Sonderzug nach Pankow' einen Besuch abstatten wollte. Verrückte Zeiten, in denen man sich bei so viel Schwachsinn tatsächlich auch die 'alten weißen Männer mit Ostsozialisierung' namens PUHDYS wieder zurückwünscht.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 824x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • DVD (42:34):
  • Kühle Lady
  • Wenn ein Mensch lebt
  • Lebenszeit
  • Was bleibt
  • Ich will nicht vergessen
  • Keine Ahnung
  • Alt wie ein Baum
  • Rockerrente
  • DVD-Bonus:
  • Interview
  • CD (34:25):
  • Kühle Lady
  • Wenn ein Mensch lebt
  • Lebenszeit
  • Was bleibt
  • Ich will nicht vergessen
  • Keine Ahnung
  • Alt wie ein Baum
  • Rockerrente

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!